Künstliche Intelligenz (KI) wird als Wundermittel für eine perfekte Bewerbung dargestellt. Man gibt ein paar Stichworte und schon schreibt ChatGPT ein Motivationsschreiben und wohl auch noch den Lebenslauf. Einfacher geht nicht. Aber stimmt das? Und macht dies Sinn?
Lieber lesen oder lieber schauen/hören? Dieser Blog wurde mittels KI mit meinem persönlichen Avatar verfilmt und vertont. KI – wenn schon, dann schon!
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ChatGPT ist eine generative KI, d.h. sie generiert aus Bestehendem etwas Neues, sie basiert auf Text-Input und generiert auch nur Text-Output. Das Bestehende ist im Prinzip der gesamte Datenbestand des Internets, der öffentlich zugänglich ist. Und es ist wirklich erstaunlich, was ChatGPT mit sehr wenig Input generiert.
Die Eingaben im KI müssen schlau formuliert sein.
Die Kunst und gleichzeitig die Herausforderung mit ChatGPT / KI sind zwei Dinge:
- Die Anfrage an das System richtig zu formulieren: Zwischen Ihnen und der KI entsteht eine Art Unterhaltung, bei welcher man im Verlauf Zusatzfragen oder Präzisierungen eingeben / verlangen kann. Diese Eingaben müssen schlau formuliert sein.
- Den Output kritisch hinterfragen: ChatGPT kennt seine Grenzen nur zum Teil und gibt auch falsche Antworten. Je mehr Fake News / Unsinn im Internet geschrieben wird und als Grundlage für ChatGPT dient, desto grösser wird die Wahrscheinlichkeit für fehlerhaften Output.
Was bedeutet dies für Bewerbungen?
Die KI kennt Sie nicht!
Wenn Sie keine öffentlich bekannte Person sind, wird ChatGPT Sie nicht kennen und Sie bitten, sich im Internet oder den Social Media selbst zu suchen. Auch wenn ChatGPT Sie finden sollte, werden Sie lesen, was Sie selbst geschrieben haben. Dafür braucht man KI nicht.
Der Menschen hat keinen Stecker
KI wird auch nie genau wissen, wer Sie sind, was Sie denken und fühlen, welche Ziele, Sorgen, Wünsche, Vorbehalte etc. Sie haben. Uns Menschen fehlt ein Stecker, um dies einfach auslesen zu können. Wenn Sie wochenlang im Internet einen neuen Job suchen, wird ChatGPT ähnlich wie Google irgendeinmal herausfinden, dass Sie einen Job suchen. Aber deshalb kennt das System Ihre Ziele und Beweggründe nicht und wird sich nicht automatisch für Sie bewerben!
ChatGPT schreibt keine Lebensläufe
Nur Sie kennen Ihre Geschichte und nur Sie können deshalb einen Lebenslauf schreiben. Wenn Sie dem System Ihren Werdegang sehr genau eingeben, wird es Ihnen einen Lebenslauf formulieren. Aber in diesem Fall können Sie Ihren Lebenslauf auch direkt und ohne KI schreiben.
ChatGPT schreibt keine Motivationsschreiben
Was für den Lebenslauf gilt, gilt auch für ein Motivationsschreiben. ChatGPT wird ein paar nette Sätze formulieren, welche Ihre Aussage aber verschlechtern oder sogar verfälschen wird. Meine persönlichen Versuche haben immer einen Einheitsbrei ergeben. Wissen Sie genau, warum Sie einen Job wollen, dann schreiben Sie dies am besten selbst und in Ihrem persönlichen Stil.
Verschönert, korrigiert und übersetzt ChatGPT?
Meine Dokumente hat ChatGPT auf meine Bitte hin nett und ohne Fehler umformuliert. Aber das Resultat entsprach nicht mehr meinem Stil. Und ja, ChatGPT übersetzt Ihre Texte ziemlich gut und prüft auch die Rechtschreibung. Dafür gibt es jedoch auch andere Programme.
Struktur und Form einer Bewerbung
ChatGPT gibt zu Struktur und Form gewisse Hinweise, aber wirklich helfen tun diese wenig und verweisen auf Vorlagen im Internet. Gute Idee – wählen Sie die Ihrem Stil am besten entsprechende Vorlage aus. Wenn Sie Ihr eigenes Dokument interessant, aussagefähig (!!) und schön finden, dann passt es zu Ihnen. Sie dürfen dabei durchaus selbstkritisch sein.
Bleiben Sie sich selbst, bleiben Sie authentisch
Ihr Lebenslauf, wenn nötig auch das Motivationsschreiben, sind Ihre Visitenkarte. Schreibfehler und inhaltliche Ungenauigkeiten müssen vermieden werden. Bewerben Sie sich nur auf Positionen, deren Anforderungen Sie bereits erfüllen oder die sich mit Ehrgeiz und Anstrengung auch wirklich erreichen lassen. Wenn die Anforderungen Ihre Fähigkeiten in jedem Fall übersteigen und Sie dank KI den Job erhalten, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Realität auf Sie selbst hinabfällt.
Vorbereitung für das Interview mit KI bringt gute Insights – vorausgesetzt man stellt die richtigen Fragen.
KI kann beim Bewerbungsprozess helfen
Bei einer guten Vorbereitung für eine Bewerbung oder ein Interview kann KI jedoch sehr hilfreich sein. Beispiel: Fragen Sie ChatGPT «Was sind die Kostentreiber der Maschinenindustrie?» und Sie erhalten wertvolle Hinweise, welche Sie aber kritisch mit der Situation Ihres Interviewpartners überdenken wollen. Leiten Sie daraus Fragen für das Gespräch ab. KI ist in diesem Fall einer Google Abfrage weit überlegen. Oder fragen Sie nach Informationen über die Zielfirma, Probleme, Herausforderungen etc. Vergessen aber trotzdem die direkte Information auf den Homepages nicht.
Fazit:
KI wird in vielen Berufsbildern eine grosse Rolle spielen. Unternehmen werden vermehrt Mitarbeitende suchen, welche die Handhabung von KI als Entwickler oder Anwender beherrschen. Sich mit KI zu befassen und mit der kostenlosen Version zu spielen, macht sehr viel Sinn. Für die Entwicklung und Bedienung von KI wird es einige neue Berufsbilder geben. Allerdings empfehle ich dringend, KI bei Bewerbungen mit grosser Vorsicht zu benutzen.
Wie ist Ihre Meinung zu Künstlicher Intelligenz im Bewerbungsprozess? Haben Sie es ausprobiert? Ihr Feedback würde mich freuen.
Übrigens: Auf unserer Webseite finden Sie unsere Meinung zum Bewerbungsprozess und den Dokumenten zusammengefasst auf Kurzvideos. Schauen Sie rein: https://p-connect.ch/richtig-bewerben/
Dieser Artikel wurde auch in unserem ‚Recruiting+Bewerbung Blog‚ auf Linkedin publiziert.