Bessere Leistung durch mehr Lohn?

Bessere Leistung durch mehr Lohn?

Vorweg dies: Gegen gute Löhne für gute Leistung spricht rein gar nichts. Und die Lohnfestsetzung ist Aufgabe von VR und GL. Und trotzdem entsteht jedes Jahr bei den Vergütungsberichten dieselbe Aufregung und erwachen Forderungen nach Regulierungen.

Beitrag von CHRISTOPH HILBER erschienen in

Handelszeitung – Meinungen – 25. April 2019Download des Artikels als PDF.

Missbrauch unter den Augen der Besitzer

Würden die Aktionäre die Löhne der VR-Mandatsträger und angestellten Manager festlegen, würden diese bestimmt tiefer ausfallen. Ausser wenn diese selbst Teil eines Systems sind, von welchem sie andernorts selbst pr0fitieren. Der VR legt seine eigenen und die Löhne der GL fest. Dazu werden Berater hinzugezogen, um sogenannt marktgerecht zu entlöhnen. Massstab dabei sind amerikanische Verhältnisse, wo einfache Büezer die immensen Einkommen ihrer Chefs vergöttern ohne zu merken, dass das Geld von ihnen als Kunden stammt und dies auch auf Kosten ihrer eigenen Lohntüte geht.

Gleiche Leistung bei geringerem Lohn

Bei meinen Kunden stelle ich fest, dass die Löhne bei Neuanstellungen substanziell unter Druck sind. Wo vorher 300 TCHF bezahlt wurden, sind es vielleicht noch 200 TCHF (pro Jahr!). Ein Lohn von 10 Mio CHF jährlich bedeutet 27 TCHF pro Kalendertag. Die Top-Manager sind schliesslich auch 365*7*24 für die Firma unterwegs. Ein Konzernchef ist jedoch nie allein, arbeitet er doch mit einer Geschäftsleitung sowie deren Fachspezialisten. Hinzu kommen die vielen externen Berater. Würden die Vollkosten der ‘Kompetenz’ auf oberster Stelle umfassend berechnet, wären die Kosten pro Entscheidung (gut oder schlecht; ohne Folgekosten) noch ernüchternder als nur schon die Löhne.

Ich würde wetten: In den Firmen, welche im Kreuzfeuer der Top-Saläre stehen, sind genug fähige und ehrgeizige Mitarbeitende zu finden, welche die CEO Position ebenso gut machen und zu einem Bruchteil der Entlöhnung übernehmen würden. Voraussetzung sind Nachfolgeplanung und Mitarbeiterentwicklung –Aufgabe jeder GL, jedes VR. Und ein Umdenken im VR, sich von veralteten, monetären Nachahmer Modellen zu lösen.

Echte Unternehmer tragen existenzielle Risiken

Wohl über 90% der Manager von börsennotierten Firmen sind Angestellte, Lohnausweisempfänger. Ihr einziges Risiko besteht darin, gelobt, gefeuert oder abgeworben zu werden. Halt wie bei jedem Angestellten. Unternehmer dagegen tragen Risiken mit direktem Impakt auf ihre Existenz. Ihre Entlöhnung steht nicht in der Kritik. Nur bei angestellten Managern glaubt man, dass nur exzessive Löhne zu einer guten Leistung führen.

Corporate Social Responsibility (CSR)

Hochlohnempfänger füllen zwar die Kassen der Steuerämter, wovon auch die Geringverdiener profitieren. Nur bleibt die ethisch-moralisch bedenklich klaffende Schere zwischen Top – Middle – Bottom. Und Lohnerhöhungen bei schlechten Resultaten.

Das Thema CSR ist Standard an Elite-Hochschulen. Lohngerechtigkeit gehört dazu. Überlegungen sind angebracht, ob die Businessmodelle (und CSR) die exzessiven Löhne an der Spitze überhaupt noch tragen. Überlegungen, welche auf unterer Ebene bereits umgesetzt werden.

Verwaltungsrat ist in der Pflicht

Man kann Managern nicht verübeln, ein vom Verwaltungsrat angebotenes, sehr attraktives Paket anzunehmen. Wird es Zeit, dass für hervorragende Leistung ein hervorragendes Salär bezahlt wird und z.B. ein Salär von 10 TCHF pro Kalendertag (plus Spesen und Fringe Benefits) als hervorragend betrachtet wird?